DHEA – das Jungbrunnenhormon

DHEA (Dehydroepiandrosteron) ist ein Steroid­hormon und wird über­wiegend in der Neben­nieren­rinde, einer kleinen Hormon­drüse, die auf beiden Nieren sitzt, gebildet. Von allen Steroid­hormonen des Menschen zeigt DHEA den stärksten Alters­abfall. Es kann im hohen Alter bis auf 10 % und weniger der Konzentration eines jungen Menschen abfallen und wurde daher mit einer Vielzahl von Alterungs­prozessen kausal in Zusammen­hang gebracht.

Das Steroidhormon DHEA

DHEA wird im Körper auch noch in weitere aktive Hormone umgewandelt. DHEA ist Haupt­vorläufer der Geschlechts­hormone des Menschen. In der Neben­niere, im Fett­gewebe, in Hoden und Eier­stöcken werden aus DHEA männliche und weibliche Geschlechts­hormone gebildet (Androstendion, Testosteron, Östrogene).

DHEA wurde durch den Wissen­schaftler Adolf Butenandt aus dem mensch­lichen Urin isoliert. 1939 erhielt Butenandt für seine Arbeiten über Sexual­hormone den Nobel­preis für Chemie. Bereits ein Viertel­jahrhundert später vermutete man, dass DHEA ein wichtiger Faktor im Ent­wick­lungs- und Alterungs­prozess des mensch­lichen Körpers sein könnte, denn der DHEA-Spiegel steigt vor der Pubertät an, erreicht seinen Höhepunkt mit ca. 25 Jahren und nimmt danach konti­nuierlich ab.

Dass DHEA an der Bildung von weiblichen und männlichen Hormonen beteiligt ist, weiß man seit den 1960er-Jahren. In den 70er- und 80er-Jahren zeigte sich dann zunächst bei Tieren, dass zugeführtes DHEA lebens­verlängernd wirkt und vor Krebs­erkrankungen, Diabetes, Infektionen und Arteriosklerose schützt. Viele dieser positiven Eigen­schaften konnte man inzwischen auch beim Menschen nachweisen.

Die positiven Eigenschaften von DHEA

Studien zeigen, dass DHEA stress- und altersbedingten Vitalitätsstörungen des Körpers entgegenwirkt. Es hat einen positiven Einfluss auf unser Immun­system, auf die Gesundheit von Herz und Blutgefäßen, auf unserem Zuckerstoff­wechsel sowie unsere Knochen­dichte. DHEA scheint also zur Vitalität und Gesundheit entscheidend beizutragen.

DHEA liegt im Körper sowohl als DHEA als auch als DHEA-S vor. Mittels eines Enzyms mit dem Namen Sulfo­transferase wird DHEA in DHEA-Sulfat (abgekürzt: DHEA-S) umgewandelt. Die Serum­konzentrationen von DHEA-S können bis zu 500-mal höher sein als die von DHEA. Da die wachstums­fördernde Wirkung in der Zelle (Intrakrinologie) über das Molekül DHEA vermittelt wird, könnte die Sulfatierung ein wichtiger Mechanismus zur Steuerung dieser wachstums­fördernden Effekte sein. Allerdings sind die meisten dieser biochemischen Zusammenhänge noch nicht geklärt.

Tausende von Arbeiten haben sich seit Mitte der 1980er-Jahre mit DHEA beschäftigt. Aufgrund der Nicht-Patentier­barkeit des Hormons fehlen allerdings die signifikanten Studien, die sämtlichen Qualitäts­kontrolle entsprechen. Dennoch gibt es ein erhebliches Maß an Evidenz, die für DHEA spricht.

So wirkt DHEA im Körper

DHEA hat eine Vielzahl von positiven Wirkungen auf den weiblichen und männlichen Körper. Im Folgenden haben wir Ihnen diese zusammengestellt:

Hilft DHEA beim Frailty Syndrom (Gebrechlichkeitssyndrom)?

Das Risiko für eine Frau über 50 Jahre, sich aufgrund eines Sturzes einen Knochenbruch (häufig Hüftkopffrakturen, Wirbel­körperfrakturen) zuzuziehen, beträgt 51 %, bei Männern 20 %. Die Hauptursache für die erhöhte Fall- und Fraktur­neigung liegt in der zunehmenden Muskelschwäche und Abnahme der Knochen­dichte. Die Muskel­schwäche führt zu einer zunehmenden Gang­unsicherheit mit erhöhter Fallneigung. Man geht davon aus, dass ab Mitte 40 die Muskel­masse um ca. 6 % pro Dekade abnimmt.

DHEA hat positive Effekte sowohl auf die Muskelmasse als auch Muskel­aktivität und damit einen positiven Einfluss auf die Mobilität im Alter. Darüber hinaus führt es zu einer Verbesserung der Knochen­dichte. Dieser Effekt scheint bei Frauen deutlich ausgeprägter zu sein als bei Männern.

Welche neurologischen Effekte hat DHEA?

DHEA und andere Steroidhormone wie Pregnenolon und Progesteron stimulieren offensichtlich das Nerven­wachstum. Sowohl zell- als auch tierexperimentell zeigte DHEA einen Anstieg der Nerven­zell­ausbreitung und eine verstärkte Neubildung von Nervenzellen. Diese Erkenntnis spielt vor allem für neuro­degenerative Erkrankungen, bei denen Nerven­gewebe fortschreitend zugrunde geht, eine Rolle. Aktuelle klinische Studien untersuchen daher auch den Einsatz dieser Steroid­hormone bei Parkinson und Multipler Sklerose, mit dem Ziel, den Krankheits­verlauf zu verbessern. Die Situation bei Morbus Alzheimer ist bezüglich der DHEA weiterhin unklar. Man weiß lediglich, dass Patienten mit Alzheimer niedrigere DHEA Spiegel aufweisen.

Wirkt sich DHEA positiv auf die Psyche aus?

Bei Frauen und Männern, die DHEA einnehmen, verbessert sich das subjektive physische und psychische Wohlbefinden signifikant. Probandinnen und Probanden in den Studien schliefen besser, beschrieben ein gesteigertes Energie­niveau und eine höhere Stress­toleranz (besseres »stress-coping«). DHEA und Stresshormone (vor allem Cortisol) verhalten sich im Körper entgegengesetzt: Steigt die Produktion von Stress­hormonen, sinkt die Konzentration von DHEA im Blut.

DHEA mildert außerdem altersbedingte Müdigkeit. Die Symptome von Patienten mit endogener Depression oder depressiver Verstimmung verbessern sich deutlich.
Aus tierexperimentellen Studien wissen wir, dass DHEA die Aktivität der 5-Hydroxytryptamin-Neurone erhöht, was die anti­depressive Wirkung des DHEA erklären kann. Darüber hinaus werden durch DHEA andere Neurotrans­mitter wie Dopamin, Glutamat und GABA beeinflusst. In der Psychiatrie wird DHEA daher bereits seit Langem bei der Behandlung von Depressionen verschiedener Ursache eingesetzt.

Welchen Einfluss hat DHEA auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Menschen mit guten DHEA-Blutkonzentrationen haben niedrigere Insulin-, Glukose- und Cholesterinwerte und damit ein geringeres Risiko für Herz­erkrankungen sowie eine höhere Lebens­erwartung. Dies zeigt eine Studie über einen Beobachtungs­zeitraum von zwölf Jahren. Basierend auf der Erkenntnis, dass hohe DHEA-Spiegl vor der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen, untersuchen klinische Studien aktuell die präventive DHEA-Gabe. In einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie, konnte bereits 1986 eine Reduktion kardiovaskulärer Komplikationen durch die DHEA-Gabe von 36 % gezeigt werden.

Wie wirkt DHEA in der Schwangerschaft?

DHEA kann die Funktion der Eierstöcke verbessern und die Schwanger­schafts­rate erhöhen. Der Behandlungs­effekt ist am größten, wenn die Frau sechs bis zwölf Wochen vor einer geplanten In-vitro-Fertilisation mit der Einnahme von DHEA beginnt (Studien von 2011 und 2013). DHEA wird vor allem bei Frauen mit einer reduzierten Ovarialreserve angewendet. Aktuelle Erklärungs­versuche sehen einen möglichen Mechanismus in der Erhöhung der Energie­bereitstellung in der Eizelle und in der Tatsache, dass DHEA vor Apoptose, einem Selbstmord­programm der Zelle schützt.

Welchen Einfluß hat DHEA auf die Sexualfunktion/Menopause?

DHEA kann einen Östrogenmangel teilweise ausgleichen. Auch wenn die Eierstöcke kein Östrogen mehr bilden, können die Neben­nieren weiterhin Östrogene aus DHEA herstellen. Mit DHEA können Frauen somit in und nach der Menopause dem sinkenden Östrogen­spiegel entgegenwirken.

Die Umwandlung des DHEA in Androgene, u. a. auch Testosteron, führt zu einer Erhöhung der sexuellen Lust, der Orgasmus­intensität und sexuellen Aktivität. Bei manchen Frauen vermag DHEA deshalb wie ein »natürliches Viagra« zu wirken. Darüber hinaus hat DHEA bei lokaler Anwendung einen positiven Effekt auf die Scheiden­schleimhaut und kann auch bei jungen Frauen mit Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechts­verkehr) wirkungsvoll eingesetzt werden.

Vaginal verabreichtes DHEA ist eine der wirkungsvollsten Therapien zur Behandlung der Scheiden­trockenheit. Es führt zu einer verbesserten Befeuchtung der Scheide (Lubrikation).

Wirkt sich DHEA positiv auf die Libido aus?

72 % der Männer über 70 Jahre sind von sexuellen Problemen betroffen. An erster Stelle stehen hier die erektile Dysfunktion und der Verlust des sexuellen Interesses. Aber auch bei jüngeren Männern konnte ein niedriger DHEA-Spiegel mit einer erektilen Dysfunktion in Zusammen­hang gebracht werden.

Bei 40- bis 60-jährigen Männern mit erektiler Dysfunktion und niedrigem DHEA-Spiegel kann eine DHEA-Therapie die Erektions­fähigkeit und die Libido verbessern. Metaanalysen hierzu liegen nicht vor.

Welche immunologische Effekte hat DHEA?

DHEA verstärkt die Immunantwort des Organismus. Mit Viren (Herpes-Virus Typ 2, Epstein-Barr-Virus), Bakterien oder Parasiten infizierte Tiere zeigen unter DHEA-Substitution indirekt eine gesteigerte Immunabwehr, indem DHEA die Lymphozyten (spezifische Immun­abwehrzellen) stimuliert.

HIV-infizierte Menschen haben einen wesentlich niedrigeren DHEA-Spiegel im Blut als nicht infizierte. DHEA scheint die Vermehrung des Virus zu reduzieren, bei bereits erkrankten HIV-Patienten beeinflusst die Einnahme von DHEA das Krankheitsbild positiv.

Welche Wirkung hat DHEA auf die Haut?

DHEA steigert – tierexperimentell – die Prokollagen-Synthese und verhindert den altersbedingten Kollagen­abbau. UV-Licht reduziert und inaktiviert das Kollagen-produzierende Enzym. DHEA mindert diesen schädigenden Vorgang, fördert die Kollagenbildung, verbessert damit die Haut­elastizität und reduziert Falten. DHEA ist eine mögliche Anti-Aging-Substanz für die Haut, auch als Creme.

DHEA in der Therapie

Um die richtige tägliche Dosis an DHEA individuell zu ermitteln, muss ihr aktueller Spiegel in einem spezialisierten Labor gemessen werden. Mit einer Zufuhr von täglich 25 bis 50 mg DHEA (entsprechend 0,5 bis 1 mg/kg Körpergewicht) können Blutspiegel erreicht werden, die denen junger Menschen entsprechen, allerdings sind auch häufig niedrigere Dosierungen ausreichend.

DHEA wird nach Anweisung des Arztes in Form von Kapseln meist morgens eingenommen (zum oder vor dem Frühstück). Es gibt keine Wechsel­wirkungen mit anderen Medikamenten. Die Spitzen­konzen­trationen können dann im Blut vier Stunden nach der DHEA-Einnahme gemessen werden.

Mögliche Neben­wirkungen von DHEA

Extrem hohe, unnatürliche Mengen an DHEA können Akne, vermehrte Körper­behaarung oder – extrem selten, relevant vor allem bei Sängerinnen – eine tiefere Stimme bei Frauen zur Folge haben. Wird die DHEA-Dosis reduziert, verschwinden diese Symptome wieder.

DHEA sollte nur zur Prävention von Krebser­krankungen eingenommen werden, jedoch nicht bei bereits diagnostizierten, sogenannten Hormon­rezeptor-positiven Krebsarten, zu denen z. B. Brust-, Eierstock- oder Gebärmutter­krebs bei Frauen und Prostata­krebs bei Männern gehören.

DHEA ist nach dem Doping­reglement des Internationalen Olympischen Komitees verboten.

Die Herstellung von DHEA

DHEA wird halbsynthetisch aus der wilden mexikanischen Yamswurzel gewonnen, ist jedoch nach dem Herstellungs­prozess bioidentisch mit dem körpereigenen Hormon. Manche Hersteller werben mit »natürlichem DHEA«. Diese Bezeichnung ist nicht korrekt, da die pflanzlichen Ursprungs­substanzen (wie z. B. Diosgenin) im menschlichen Körper gar nicht in DHEA umgewandelt werden könnten und deshalb synthetisch aufbereitet werden.

DHEA gilt als Nahrungs­ergänzungs­mittel und unterliegt in Europa strengen Qualitäts­kontrollen. Es gibt große Unterschiede in der Qualität des Roh­materials, im Herstellungs­prozess und folglich in der Sicherheit und Wirksamkeit der verschiedenen DHEA-Präparate. Es ist daher wichtig, auf jene Präparate zurückzugreifen, die Ihr Arzt Ihnen mit gutem Gewissen empfehlen kann.

Wenn Sie mehr wissen möchten …

DHEA.
Das Hormon der Jugend.

Dass DHEA an der Bildung von Östrogenen und Androgenen beteiligt ist, weiß man seit den 1960er-Jahren. In den 70er- und 80er-Jahren zeigte sich dann zunächst bei Tieren, dass zusätzliches DHEA lebensverlängernd wirkt und vor Krebserkrankungen, Infektionen und Arteriosklerose schützt. Viele dieser positiven Eigenschaften konnte man inzwischen auch beim Menschen nachweisen. Wir möchten Sie über die positiven Eigenschaften von DHEA aufklären.

Termin vereinbaren