Schilddrüsenhormone – Energie und Wärme für unseren Körper

Die Schilddrüse (lateinisch: Glandula thyreoidea) ist eine der wichtigsten Hormondrüsen unseres Körpers. Sie reguliert zentrale Stoffwechsel­funktionen und trägt entscheidend dazu bei, dass die Zellen und Organe unseres Körpers einwandfrei funktionieren.

Welche Funktion hat die Schilddrüse?

Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Hormondrüsen unseres Körpers. Sie reguliert quasi alle Stoff­wechsel­funktionen. Wenn sie nicht richtig arbeitet, kann dies ganz verschiedene, oft unspezifische Symptome im gesamten Körper auslösen. Schilddrüsen­funktions­störungen werden daher oftmals nicht als solche erkannt. Fakt ist jedoch: Jeder dritte Deutsche leidet an einer behandlungs­würdigen Beeinträch­tigung der Schilddrüsen­funktion.

Schilddrüsen­hormone, die für unseren energetischen Grund­umsatz verantwortlich sind, also dafür, wie viel unser Körper einfach so an Kalorien verbrennt, ohne dass wir irgend­etwas dafür tun müssen, gehen irgendwann in Alters­teilzeit.

Man kann das Ganze vergleichen mit der Heizung eines Hauses: Je älter wir werden, umso mehr wird die Grund­temperatur der Zentral­heizung auf unangenehme 16 bis 18 Grad herunter­gefahren. Endo­krino­logen sprechen in dem Zusammen­hang von einer Alters­hypothyreose, also von einer alters­bedingten Unter­funktion der Schild­drüse. Das frustrierende Ergebnis dieser Hormon­störung ist so gut wie immer eine schleichende Gewichts­zunahme. Das addiert sich zu dem Phänomen, dass wir mit zunehmendem Alter ohnehin weniger Kalorien verbrennen. Ein 60-jähriger Mann zum Beispiel setzt rein alters­bedingt im Jahr bis zu 50.000 Kalorien weniger um als ein 30-Jähriger. Wenn er nichts an seiner Ernährung ändert, nimmt er demnach jedes Jahr bis zu sieben Kilogramm zu! Von weiteren Symptomen wie chronischer Müdigkeit, Abge­schlagen­heit bis hin zur Depres­sivität ganz zu schweigen.

Man vermutet, dass der Anteil an nicht erkannten Alters­hypothy­reosen bei 30 % und höher liegt. Eine große Zahl an nicht behandelten Hormon­störungen, die sich ganz einfach behandeln ließen, nämlich indem man durch die Gabe natürlicher Schild­drüsen­hormone die Temperatur des Hauses einfach wieder auf 21 bis 22 Grad hochdreht.

Hormoneller Regelkreis der Schilddrüse

Die Ausschüttung der Schild­drüsen­hormone wird über einen Regelkreis gesteuert. Der Hypothalamus – er steuert die vegetativen Funktionen des Körpers – schüttet das TRH aus. TRH wiederum regt die Hypophyse (Hormondrüse) zur Ausschüttung von TSH an. TSH gelangt über den Blutweg zur Schilddrüse und bewirkt eine verstärkte Bildung der Schild­drüsen­hormone T3 und T4. Diese Hormone gelangen über den Blutweg an die entsprechenden Zellen und entfalten dort ihre Wirkung.

 

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Grafische Darstellung des hormonellen Regelkreises der Schilddrüse

Wie wirken Schilddrüsenhormone?

Die Schilddrüse versorgt den Körper mit den Hormonen Thyroxin fT4 und Trijod­thyronin fT3. Diese sind im Blut an bestimmte Bindungs­eiweiße gebunden, hauptsächlich TBG (Thyroxin-bindendes Globulin), und werden nach Bedarf freigesetzt und ins Innere der Zelle trans­portiert. Diese Schild­drüsen­hormone wirken aktivierend auf den Stoff­wechsel und sämtliche Zellen. Liegt eine Schild­drüsen­unter­funktion vor, können mögliche Symptome sein: eingeschränkte Leistungs­fähigkeit, Gewichts­zunahme, kalte Hände und Füße sowie chronische Müdigkeit. Außerdem kann es zu psychischen Beschwerden wie Antriebs­armut bis hin zu einer gewissen Depressivität kommen.

Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) ist sehr viel häufiger als die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).

Damit die Stoffwechselvorgänge im Körper physiologisch – also natürlich und fehlerfrei – ablaufen können, ist eine ausge­glichene Schild­drüsen­funktion erforderlich. Bereits drei bis fünf Tage nach der Geburt wird deshalb im Rahmen des Neuge­borenen-Screenings die Schild­drüse des Babys überprüft, um eine Funktions­störung möglichst umgehend zu erkennen, da sonst schwere Gedeih­störungen auftreten können.

Schilddrüse­nhormone können den weiblichen Zyklus beeinflussen, doch der Einfluss auf die Frucht­barkeit wird stark überbewertet, da es sich eher um eine »Mode-Diagnose« handelt. Relevant in diesem Zusam­men­hang sind tatsächlich nur schwere Schild­drüsen­störungen.

Eine stabile Schild­drüsen­funktion ist aber wiederum während der Schwanger­schaft sehr wichtig, da ein Mangel an Schild­drüsen­hormonen in der Embryo­nalzeit oder im Kindes­alter zu einem verzögerten Knochen­wachstum, zu Minder­wuchs und einer mangelnden Gehirn­entwicklung führt.

Häufige Fragen und ihre Antworten

Im Folgenden haben wir Ihnen die häufigsten Fragen und deren Antworten in Bezug auf die Wirkungsweise von Schilddrüsen­hormonen auf den menschlichen Körper zusammengestellt:

Welche Rolle spielt die Schild­drüse bei Kinder­wunsch?

Schilddrüsenhormone können die Funktion der Eier­stöcke und damit den Zyklus der Frau beein­flussen. Allerdings wird der Ein­fluss der Schild­drüse auf die Frucht­barkeit stark über­schätzt. Es handelt sich seit einigen Jahren um eine »Mode-Diagnose«. Relevant in diesem Zusammen­hang sind tatsächlich nur schwere Schild­drüsen­störungen. Die Behauptung, dass die Ein­stellung der Schild­drüse bei einem TSH von 1,0 liegen müsse, ist schlichtweg falsch.

Warum ist die Kontrolle der Schild­drüsen­werte bei schwangeren Frauen so wichtig?

Ein Mangel an Schilddrüsen­hormonen in der Embryo­nalzeit oder im Kindes­alter führt zu einem verzö­gerten Knochen­wachstum, zu Minder­wuchs und einer mangelnden Gehirn­ent­wicklung. Deshalb ist es sehr wichtig, dass in der Schwanger­schaft die Schild­drüsen­funktion stabil ist. Da der Bedarf an Schild­drüsen­hormonen im Verlauf der Schwanger­schaft um bis zu 35 % und mehr zunimmt, sollten regel­mäßig diese Hormon­werte mitkontrolliert werden.

Was versteht man unter einer Hashimoto-Thyreoiditis?

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chro­nische Auto­immun­entzündung der Schild­drüse: Zellen des Immun­systems greifen dabei das Schild­drüsen­gewebe an. Erstmals beschrie­ben wurde die Erkrankung 1912 vom japanischen Arzt Hakaru Hashimoto. Die genauen Ursachen und Aus­löser für die Entstehung der Erkrankung sind unklar. Zugrunde liegt wohl eine gene­tische Veran­lagung. Stress, Krank­heiten, eine Schwanger­schaft, exzessive Jod­zufuhr oder Rauchen können die Krank­heit triggern.

Was versteht man unter der Basedow-Krankheit (Graves’ Disease)?

Die Basedow-Krank­heit (Morbus Basedow) oder Graves’ Disease, beschrieben von den Ärzten Karl Adolf von Basedow und Robert James Graves, gehört zu den Auto­immun­erkrankungen der Schild­drüse. Hierbei richten sich Antikörper des Immun­systems gegen körper­eigene Struk­turen. Beim Morbus Basedow, einer sehr seltenen Erkrankung, werden TSH-Rezeptoren, also das molekulare Schloss für den molekularen Schlüssel TSH, angegriffen. Dadurch wird die Schild­drüse fälsch­licher­weise ständig aktiviert und die Hormon­produktion steigt. Herz­rasen, vermehrtes Schwitzen, Muskel­schwäche, Schlaf­störungen und in manchen Fällen ein Hervor­treten der Aug­äpfel (Exophthalmus) können die Symptome sein.

Ab wann sollte man eine Schild­drüsen­unter­funktion behandeln?

Bei einer Schild­drüsen­unter­funktion ist der TSH-Spiegel erhöht und die Schild­drüsen­hormon­werte erniedrigt. Der obere statistische Referenz­wert liegt bei 4 mU/l. Die US-amerikanischen NACB-Guidelines (National Academy of Clinical Biochemistry) geben jedoch einen oberen Referenz­wert von 2,5 mU/l für TSH an. Werte zwischen 2,0 und 4 mU/l können auf eine milde Hypo­thyreose hinweisen. Einziges Symptom sind oft kalte Händen und Füße. Eine Schweizer Arbeits­gruppe untersuchte, ob Patienten mit einer leichten Hypo­thyreose von einer Schild­drüsen­hormon­therapie profitieren. An der Studie nahmen 66 Frauen teil. Sie erhielten über einen Zeit­raum von 48 Wochen entweder Schild­drüsen­hormon oder ein Placebo. Bei den Frauen, die mit Schild­drüsen­hormon behandelt wurden, besserten sich sowohl die Blut­werte als auch das Befinden. Die Autoren dieser Studie sind sich deshalb sicher, dass bei Patienten mit sub­klinischer Hypo­thyreose eine Therapie mit L-Thyroxin Vorteile bringt.

Warum nehmen Schild­drüsen­unter­funktionen im Alter zu?

Genauso wie alle anderen Hormon­drüsen unterliegt auch die Schild­drüse im Laufe der Jahre einem gewissen Ero­sions­prozess (Alters­involution) und ihre Leistungs­fähigkeit nimmt ab. Leider werden typische Unter­funktions­symptome wie Antriebs­armut, Depressivität und Vitalitäts­verlust häufig dem normalen Alterungs­prozess zugeschrieben, weshalb die Schild­drüsen­unterfunktion bei älteren Menschen oft nicht erkannt wird. Viele alte Menschen werden sogar über­flüssiger­weise mit Anti­depressiva behandelt, obwohl sie eigentlich an einer Hypo­thyreose leiden.

Können bei einer Unter­funktion zugeführte Schild­drüsen­hormone Symptome einer Schild­drüsen­überfunktion auslösen?

Der menschliche Körper ist sehr anpas­sungs­fähig. Er kann sich während einer Unter­funktion der Schild­drüse an die mangelnde Versorgung mit Hormonen gewöhnen und sich darauf einstellen. Werden dann von außen Schild­drüsen­hormone zugeführt, muss sich der Organis­mus zuerst neu arrangieren. In dieser Ein­stellungs­zeit können manchmal kurz­fristig Symptome wie Unruhe, Herz­rasen, Schwitzen oder Durch­fall auftreten, auch wenn rein mess­technisch noch immer eine Unter­funktion besteht. Oft hilft es, die Hormon­dosis vor­über­gehend etwas zu reduzieren.

Wie schnell spüre ich eine Verbesserung durch Schild­drüsen­hormone?

Ein ausreichend hoher Wirk­stoff­spiegel an T4 baut sich meist innerhalb einer Woche auf. Symptome wie kalte Hände beispiels­weise verschwinden aber manch­mal erst nach zwei bis drei Monaten.

Wieso treten nach langer Symptom­freiheit gelegentlich wieder Beschwerden auf?

Weil der Körper kein starres System ist, sondern permanenten Änderungen unterliegt. Deshalb sind Kontrollen in gewissen Ab­stän­den sinnvoll, damit die Dosis entsprechend angepasst werden kann.

Was bedeutet es, wenn der TSH-Wert sich nicht verändert?

Ursache hierfür ist meistens eine gewisse Träg­heit im System: TSH kann mehrere Wochen brauchen, um sich auf einen Normal­wert einzupendeln.

Können jahres­zeitliche Beschwerden mit der Schild­drüse zusammen­hängen?

Einige Betroffene berichten, dass sich ihr Hormon­bedarf im Jahres­verlauf verändert: Sie benötigen im Winter etwas mehr Schild­drüsen­hormone, im Sommer etwas weniger. Die hormonellen Schalt­zentralen im Gehirn – und damit auch die Aktivität der Schild­drüse – werden durch äußere Faktoren wie Nahrungs­aufnahme, Licht, Wärme und Sonnen­einstrahlung beeinflusst. Vermutlich kommen solch jahres­zeitliche Schwankungen durch eine Wechsel­wirkung zwischen der Melatonin­produktion und der Schild­drüsen­funktion zustande. Die genauen Zusammen­hänge sind jedoch noch nicht erforscht.

Welche Vorteile hat eine Kombinations­therapie mit T3 und T4?

Ob eine Kombinations­therapie Vorteile hat, ist bei den Wissen­schaftlern umstritten. Eine der Studien untersuchte die Wirkungen eines T4-Mono­präparates und eines T3 / T4-Kombi­nations­präparates an 33 Patienten mit Schild­drüsen­unterfunktion. Zunächst erhielten die Patienten fünf Wochen lang nur T4, dann wurden 50 μg des Levo­thyroxins durch 12,5 μg Tri­jod­thyronin (T3) ersetzt. Fast zwei Drittel der Patienten gaben an, sich unter der Kombi­nations­therapie insgesamt deutlich besser zu fühlen. Besonders das allgemeine Leistungs­vermögen und die Konzentra­tions­fähigkeit stiegen an. Ungefähr ein Drittel der Patienten bemerkte keinen Unterschied.

Dem steht eine Übersichts­arbeit entgegen, welche die Resultate von zehn Studien zum Thema T4-Mono­therapie oder Kombi­nations­therapie untersuchte. Sie kam zu dem Schluss, dass eine Substitution beider Hormone das allgemeine Befinden, die Lebens­qualität und die kognitiven Funktionen bei Hypothyreose verglichen mit der Mono­therapie nicht verbessert.

Warum sind T3-Präparate umstritten?

Die Einnahme von T3 ist umstritten, weil Sportler dieses Hormon oft miss­bräuchlich verwenden. Body­builder benutzen T3, um die Fett­verbrennung anzuregen, den Muskel­aufbau zu stimulieren oder auch die Re­gene­rations­fähigkeit des Körpers zu verbessern. Dies spricht jedoch nicht gegen einen medizinisch vernünftigen Einsatz von T3-Präparaten!

Warum hat T3 mit Fett­gewebe zu tun und wie kann es beim Abnehmen helfen?

Ein neuer und hoch interessanter Zusammen­hang besteht zwischen dem Schild­drüsen­hormon fT3 und der Menge an braunem Fett­gewebe eines Menschen. Mediziner unter­scheiden zwischen weißem, beigem und braunem Fett. Weiße Fett­zellen machen die über­wiegende Zahl unserer Fett­zellen aus und fungieren als Energie­speicher in Zeiten von Nahrungs­mangel, weshalb sie auch nur schwer abzutrainieren sind. Braunes und beiges Fett­gewebe kommt nur in winzig kleinen Mengen im Körper vor und wird leider mit dem Alter immer weniger. Nur Säug­linge verfügen über eine große Menge, da sie sich noch nicht durch Muskel­zittern gegen den Kälte­tod schützen können. Braunes Fett­gewebe ist ein ganz besonderes Gewebe, welches man sich wie kleine Kern­reaktoren in unserem Körper vorstellen kann: Hier finden unglaub­liche zelluläre Ketten­reaktionen statt, die dazu führen, dass innerhalb von kürzester Zeit weißes Fett­gewebe verbrannt und in Wärme umgewandelt wird. Und der Stoff, der diese Ketten­reaktion auslöst und das Ganze möglich macht, hat den bezeich­nenden Namen »Uncoupling protein 1« (UCP1). Die Wissen­schaft hat übrigens erst vor Kurzem herausgefunden, dass der Körper weißes in braunes Fett umwandeln kann, wenn er friert. Dies ist eine völlig neue Erkenntnis. Schild­drüsen­hormon fT3 besitzt die Fähigkeit, die Bildung von braunem Fett­gewebe zu fördern – ein Zusammen­hang, über den die Wissen­schaft bisher fast nichts wusste. In einer aktuellen Arbeit an Mäusen konnte gezeigt werden, dass die Gabe dieses Schild­drüsen­hormons fT3 zu einer Zunahme des braunen Fett­gewebes führt – ein Umstand, den wir uns bei der Adi­positas-Therapie wann immer möglich zunutze machen.

Wie soll man Schilddrüsen­hormone einnehmen?

Die Tabletten können beden­kenlos zum Früh­stück eingenommen werden. Alternativ gibt es L-Thyroxin auch in Tropfen­form. Die Einnahme von Schild­drüsen­hormone sollte nicht zusammen mit kalzium­haltigen Getränken (wie z. B. Milch, Milch­kaffee, Trink­joghurt) erfolgen, da Kalzium die Resorption vermindert.

Wenn Sie mehr wissen möchten …

Die Schilddrüse.
Energie und Wärme für unseren Körper.

Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Hormon­drüsen unseres Körpers. Sie reguliert quasi alle Stoff­wechsel­funktionen. Schild­drüsen­funktions­störungen werden nicht immer als solche erkannt. Fakt ist jedoch: Jeder dritte Deutsche leidet an einer Beein­trächtigung der Schild­drüsen­funktion. In dieser Broschüre finden Sie die wichtigsten Informationen rund um das Thema »Schilddrüse«.

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