Vitamin D – das Sonnenhormon

Vitamin D wird aus historischen Gründen als Vitamin bezeichnet, tatsächlich ist es eine wichtige Hormon-Vorstufe, welche den Aufbau vieler anderer Hormone steuert. Es kann vom Körper nur in Verbindung mit Sonnen­licht (UV-B-Strahlung) hergestellt werden. Etwa 50 % der Bevölkerung in Deutschland leiden unter einem Vitamin-D-Mangel (<20 ng/ml).

Vitamin D – ein »Global Player«

Zu Vitamin-D-Mangelerscheinungen kommt es überwiegend bei zu geringer Sonnenexposition der Haut. Seit Einführung von Sonnencremes mit extrem hohen Lichtschutzfaktoren hat die Rate an Vitamin-D-Mangelzuständen zugenommen. Auch die Hautfarbe beeinflusst, wie viel Vitamin D in der Haut synthetisiert wird. Daher haben Menschen in sonnenarmen Ländern eine hellere Hautfarbe, wodurch die Aufnahme von UV-Licht und somit die Bildung von Vitamin D erleichtert wird.

Vitamin D ist unabdingbar für einen soliden Knochenaufbau, es steuert die Aufnahme von Kalzium (aus Niere und Darm) und fördert den Einbau von kalziumhaltigem Hydroxylapatit in die Knochengrundsubstanz. Ein Mangel führt im Extremfall zu Rachitis, einer Krankheit mit schweren Knochen-Deformierungen. Die aktive Form von Vitamin D, genannt Calcitriol (1,25-Dihydroxyvitamin D3), Endprodukt aus drei Syntheseschritten, bindet an den sogenannten Vitamin-D-Rezeptor. Dieser Vitamin-D-Rezeptor-Komplex wirkt sich auf die Regulation verschiedener hormonsensitiver Gene aus. Seine Rolle als »global player« im biochemischen System wurde lange Zeit unterschätzt.

So wirkt Vitamin D im Körper

Vitamin D ist eine Art Multitalent, das nicht nur die körperliche Leistungs­fähigkeit, den Aufbau von Knochen­gewebe und Sexual­hormonen, das Immun­system und die Psyche beeinflusst, sondern auch bei der Behandlung von Krebs- und Herz-Kreislauf­erkrankungen sowie während der Schwanger­schaft eine positive Rolle spielt.

Nachfolgend finden Sie einen Auszug der positiven Wirkungs­weise von Vitamin D. Ausführlichere Informationen liefert Ihnen unsere Broschüre »Vitamin D. Das Sonnenhormon.« am Ende dieser Seite.

Ist Vitamin D gut für den Knochenaufbau?

Das Knochengewebe unterliegt einem ständigen Auf- und Abbau. Vitamin D (seine aktive Form Calcitriol) ist für die Regulation dieses Prozesses ebenso wichtig wie das Parathormon (aus den Nebenschilddrüsen) und der Kalzium-Spiegel im Blut. Bei optimaler Vitamin-D-Konzentration im Körper ist die optimale Mineralisierung der Knochen gewährleistet. Die Gefahr von Knochen­brüchen sinkt und die Regeneration des Knochen­gewebes erfolgt schneller. Besteht ein Mangel an Vitamin D, verringert sich die Anzahl eines für den Knochen­aufbau wichtigen Zelltyps, den Osteoblasten und es kommt zu einer Abnahme des Knochen­volumens. Eine Studie mit insgesamt 82.000 Teilnehmern zeigte auf, dass in der Verum-Gruppe (tägliche Einnahme von Vitamin D) die Rate an Knochen­brüchen um bis zu 20 % niedriger war als in der Placebo-Gruppe, auch wenn kein Kalzium zusätzlich gegeben wurde.

Verringert Vitamin D das Wachstum von Tumorzellen?

Krebszellen besitzen eine schnellere Teilungs­rate als gesunde Zellen. Vermutlich verringert Vitamin D die Zell­teilungs­rate vieler Krebs­arten (beispiels­weise Prostata-, Darm- und Brust­krebs) und wirkt sich somit hemmend auf das Tumor­wachstum aus. Es wurde beobachtet, dass bei einer Vitamin-D-Konzentration von > 32 ng / ml das Risiko, an Brust- oder Darmkrebs zu erkranken, um 50 % niedriger ist.

Aktuelle Studien zeigen auch, dass niedrigere Vitamin-D-Spiegel mit einem höheren Risiko für Eierstock­krebs einhergehen und sehen auch hier in der Vitamin-D-Gabe eine Präventions­maßnahme. Die antitumoröse Wirkung des Vitamin D beruht auf seiner Wirkung auf verschiedene Ebenen der Zelldifferenzierung.

Wie wirkt Vitamin D auf das Muskel- und Nervensystem?

Vitamin D steuert in den Neben­nieren ein Enzym namens Tyrosin-Hydroxylase, welches die Produktion der Neuro­trans­mitter Dopamin, Adrenalin und Nora­drenalin reguliert. Diese Neuro­hormone beeinflussen Stimmung, Vitalität und Stress-Management. Ist nicht ausreichend Vitamin D vorhanden, schütten die Neben­nieren verstärkt diese Hormone aus, was zu Erschöpfungs­zuständen und chronischer Müdigkeit führen kann.

Wirkt Vitamin D gegen Depressionen?

In für Depressionen relevanten Arealen des Gehirns befinden sich Andock­stellen für Vitamin-D-Rezeptoren. Daraus lässt sich schließen, dass Vitamin D bei der Entstehung sowie der Verstärkung von Depressionen und chronischer Müdigkeit beteiligt ist. Menschen, die über einen längeren Zeitraum einen Vitamin-D-Spiegel von unter 20 ng / ml aufweisen, haben ein vierfach höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken.

Eine niedrige Vitamin-D-Konzentration soll mit die Hauptursache für die sogenannte Winter­depression bzw. für den im anglo­amerika­nischen Sprachraum mehr gebräuchlichen Ausdruck »winter blues« verantwortlich sein. Der »winter blues« betrifft ca. 20 % unserer Bevölkerung und ist die leichtere Form einer SAD (saisonal affective disorder), die immerhin noch bis zu 2 % der Bevölkerung in den Wintermonaten betrifft.

Darüber hinaus scheint eine Vitamin-D-Substitution auch bei schweren Depressionen hilfreich zu sein, hier v. a. bei der Alters­depression oder im Rahmen einer neuro­degenerativen Erkrankung wie z. B. der Multiplen Sklerose.

Hilft Vitamin D bei Gelenksbeschwerden?

Die Osteoarthritis im Alter ist ein komplexes Geschehen. Ursachen für eine Osteoarthritis sind degenerative und entzündliche Prozesse am Gelenkknorpel. Tierexperimentelle Daten konnten eindeutig zeigen, dass eine Vitamin-D-Substitution die entzündlichen Prozesse und Fetteinlagerungen im Gelenkknorpel deutlich abmildern konnte.

Beeinträchtigt ein Vitamin-D-Mangel das Gleichgewichtsorgan?

Ein Mangel an Vitamin D führt bei älteren Menschen zu einer negativen Beeinträchtigung des Gleichgewichtsorgans und in der Folge zu einer erhöhten Fallneigung mit Sturzgefahr. Durch Gabe von Vitamin D konnte die Rate an Stürzen und damit an Knochenbrüchen deutlich gesenkt werden. Daher fordert auch der amerikanische Verband EAST (Eastern Association for the Surgery of Trauma) die Gabe von Vitamin D und Kalzium zur Verhinderung der Fallneigung.

Gibt es einem Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Zu den häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören Blut­hoch­druck, Herz­insuffizienz, Koronare Herz­erkrankungen, Herz­rhythmus­störungen und der Herz­infarkt.

Die Häufigkeit dieser und weiterer Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes mellitus (Zucker­krankheit) kann mög­licher­weise durch Gabe von Vitamin D reduziert werden. Vitamin D hat in diesem Zusammenhang viele Angriffs­punkte zur Verhinderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So verhindert Vitamin D unter anderem die Bildung von sog. Schaumzellen, die verantwortlich für die Ablagerung von Plaques in den Gefäßen sind. Vitamin D greift in die Regulation des Blut­drucks und der Regulation der Herz­kontraktion ein. Erst kürzlich wurde ein spezifischer Vitamin-D-Rezeptor am Herz­muskel identifiziert.

Wie wirkt sich ein zu hoher Harnsäurespiegel auf Vitamin D aus?

Bei Patienten mit Gicht oder erhöhten Harnsäurespiegeln sowie bei Patienten mit ausgeprägtem Übergewicht kommt es durch die Harnsäure zu einer Hemmung bestimmter Zwischenschritte in der Vitamin D Synthese und damit in der Folge zu einem erniedrigten Vitamin D Spiegel. Deshalb muss hier mit höheren Dosen substituiert werden.

Ist der Vitamin-D-Bedarf in der Schwangerschaft erhöht?

Der Vitamin-D-Bedarf der Mutter ist während der Schwanger­schaft aufgrund des Skelett­wachstums des Kindes deutlich erhöht. Eine gute Versorgung der Mutter und des Neu­geborenen mit Vitamin D reduziert das spätere Risiko des Kindes, einen Diabetes mellitus zu entwickeln. Empfohlen wird eine zusätzliche Vitamin-D-Einnahme von 1.000 bis 2.000 i. E. pro Tag während der Schwanger­schaft.

Eine aktuelle Cochrane-Studie zeigt, dass unter einer ausreichenden Substitution schwangerer Frauen mit Vitamin D, die Häufigkeit der schweren Schwanger­schafts­vergiftung (Präeklampsie), die Früh­geburten­rate und die Häufigkeit von Wachstums­retardierungen verringert werden konnte. Darüber hinaus ist das Auftreten einer erst in der Schwanger­schaft auftretenden Zucker­krankheit (sogenannter Gestations­diabetes) deutlich geringer.

Hilft Vitamin D bei unerfülltem Kinderwunsch?

Bei Frauen mit einem ausgeglichenen Vitamin-D-Haushalt ist die Schwangerschaftsrate bei einer IVF-Behandlung höher als bei Frauen mit Vitamin-D-Mangel. Darüber hinaus ist die Geburtenrate bei ausgeglichenen Vitamin-D-Spiegel höher. Die Einnahme von Vitamin D hat einen positiven Einfluss auf Zyklusstörungen, wovon besonders Frauen mit einem PCO-Syndrom profitieren.

Die richtige Dosierung von Vitamin D

Nur bei ausreichender Sonnenbestrahlung kann genügend Vitamin D vom Körper gebildet werden, über die Nahrung – vor allem Seefisch, Eier, Milch, Lebertran, Avocados, Zuchtpilze – wird nur ein kleiner Teil des Bedarfs gedeckt. Eine Substitution – nach Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels im Blut – sollte unter ärztlicher Anweisung erfolgen und durch regelmäßige Kontrollen überprüft werden.

Mögliche Nebenwirkungen von Vitamin D

In amerikanischen Studien wurden Dosierungen von bis zu 100.000 i. E. pro Woche ohne Neben­wirkungen verabreicht. Eine starke Über­dosierung über einen langen Zeitraum erhöht die Kalzium-Spiegel im Blut und kann zu Kalzium­einlagerungen in verschiedenen Organen (Nieren, Herz, Lungen, Muskeln, Sehnen) führen. In solchen Einzel­fällen sind darüber hinaus Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Appetit­losigkeit, verstärktes Durstgefühl und Herz­rhythmus­störungen beschrieben worden.

Wenn Sie mehr wissen möchten …

Vitamin D.
Das Sonnenhormon.

Vitamin D wird aus historischen Gründen als Vitamin bezeichnet, tatsächlich ist es eine wichtige Hormon-Vorstufe, welche den Aufbau vieler anderer Hormone steuert. In dieser Broschüre haben wir wichtige Informationen über das Vitamin D zusammengestellt.

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