Hormonbeschwerden bei der Frau

Viele Frauen haben ab der ersten Menstruation mit zahlreichen Beschwerden zu kämpfen, die im Zusammen­hang mit der Hormon­produktion stehen. Auch in unseren aufgeklärten Zeiten nehmen Frauen dies als naturgegeben hin, obwohl sich meist Abhilfe schaffen lässt oder zumindest eine Linderung möglich ist. Wir haben für Sie die häufigsten Hormon­beschwerden bei der Frau sowie mögliche Therapie­ansätze zusammengestellt.

Zyklusstörungen

Viele Frauen begegnen im Lauf ihres Lebens verschiedenen Formen von Zyklusstörungen. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die grundlegenden Typen dieser Störungen:

  • Amenorrhoe: Das Ausbleiben der Menstruation über einen längeren Zeitraum.
  • Dysmenorrhoe: Starke Schmerzen vor oder während der Menstruation.
  • Oligomenorrhoe: Eine seltener als üblich auftretende Menstruation.
  • Polymenorrhoe: Ein Menstruationszyklus, der häufiger als der normale 28-Tage-Zyklus auftritt.
  • Hypermenorrhoe: Außergewöhnlich starke oder verlängerte Menstruationsblutungen.

In den folgenden Abschnitten werden diese Themen detailliert behandelt.

 

Amenorrhoe

Das Ausbleiben der Menstruation wird als Amenorrhoe bezeichnet. Von einer primären Amenorrhoe spricht man, wenn nach Vollendung des 16. Lebensjahres die Menstruation noch nicht eingesetzt hat. Bei einer sekundären Amenorrhoe hat die Menstruation schon einmal oder mehrmals stattgefunden, setzt aber dann wieder aus. Es gibt sehr viele Ursachen für eine Amenorrhoe, wie z. B. das PCO-Syndrom, die Überproduktion von Prolaktin, eine Schilddrüsenunterfunktion, Gendefekte, Stoffwechselkrankheiten, anatomische Besonderheiten, die Undurchlässigkeit des Jungfernhäutchens (dies ist sehr selten) oder starke Gewichtsabnahme (z. B. bei Magersucht). Eine Amenorrhoe nach der Antibaby-Pille ist in der Regel ein Zeichen für eine andere Störung, die durch die Pille nur kaschiert wurde. Auch psychische Faktoren wie Stress, Klimawechsel oder Zeitzonenwechsel haben großen Einfluss. Da es sehr viele Ursachen für eine Amenorrhoe gibt, muss vor der Therapie eine sehr genaue Diagnose erfolgen. Liegt eine Hormonstörung zugrunde, kann die entsprechende hormonelle Ergänzung helfen. Organfunktionsstörungen können teilweise operativ behoben werden. Ist die Amenorrhoe auf psychische Belastungen zurückzuführen, kann psychologische Hilfe Erfolg bringen.

Dysmenorrhoe

Dysmenorrhoe ist der medizinische Fachbegriff für Menstruationsschmerzen. Etwa ein Zehntel aller Frauen im gebärfähigen Alter sind davon so stark betroffen, dass sie für Stunden oder Tage arbeitsunfähig sind. Vor allem junge oder sehr schlanke Frauen leiden vor ihrer Menstruationsblutung häufig unter krampfartigen Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen, Völlegefühl und Übelkeit bis zu Erbrechen und Durchfall. Bei einer primären Dysmenorrhoe ist die Menstruation selbst der Schmerzauslöser.

Verursacher der Regelschmerzen sind körpereigene Botenstoffe, die bei der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut ein Zusammenziehen der Muskulatur in der Gebärmutter bewirken. Durch diese Muskelkontraktion nimmt die einer Durchblutung der Gebärmutter ab, was Schmerz auslöst.

Bei einer sekundären Dysmenorrhoe sind organische Ursachen der Grund für die Beschwerden. Das können mechanische Verhütungsmittel (z. B. die Spirale) oder gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose, Myome oder Zysten sein. In diesem Fall steht eine Behandlung der Ursachen im Vordergrund.

Für die primäre Dysmenorrhoe gibt es folgende Behandlungsansätze:

  • Schmerzmittel (Analgetikum): Als Schmerzmittel hat sich Ibuprofen bewährt. Wichtig ist, dass das Mittel frühzeitig genommen wird, damit die Bildung der Schmerzbotenstoffe gehemmt wird.
  • Empfängnisverhütende Mittel (Kontrazeptiva): Bestimmte Antibaby-Pillen haben sich bei der Therapie von Menstruationsbeschwerden sehr gut bewährt. Wichtig ist die Auswahl der richtigen Pille zusammen mit einem fachkundigen Arzt.
  • Pflanzliche Präparate und homöopathische Mittel: Auch pflanzliche Mittel (z. B. Mönchspfeffer) und homöopathische Mittel haben sich bei leichteren Menstruationsbeschwerden bewährt.
  • Was Sie selbst tun können: Achten Sie auf eine magnesiumreiche Kost, da Magnesium krampflösend wirkt. Viel Magnesium befindet sich z. B. in Nüssen oder Bananen. Genügend Eiweiß vor der Menstruation kann gegen Antriebslosigkeit helfen. Regelmäßige Bewegung kann die Beschwerden lindern, da das Becken dann generell besser durchblutet wird. Wärme (z. B. eine Wärmflasche oder Saunabesuche) hilft, die Krämpfe in der Gebärmutter zu lösen. Hilfreich ist es auch, kalte Speisen und Getränke sowie Alkohol, Kaffee und Nikotin vor und während der Menstruation zu meiden.

Oligomenorrhoe

Von einer Oligomenorrhoe spricht man, wenn die Regelblutung zu selten auftritt. Der Abstand zwischen den Blutungen beträgt mehr als 35 Tage, aber weniger als drei Monate. Häufig ist eine Funktionsstörung der Eierstöcke die Ursache. Aber auch psychische Belastungen, Magersucht, Tumore oder ein Überschuss an männlichen Hormonen können verantwortlich für eine Oligomenorrhoe sein.

Die Einnahme einer Antibaby-Pille über einen begrenzten Zeitraum kann den Blutungsrhythmus normalisieren. Gerade bei Kinderwunsch ist dies die richtige Behandlung, auch wenn es zunächst widersprüchlich klingt.

Polymenorrhoe

Bei einer Polymenorrhoe liegt der Abstand zwischen zwei Regelblutungen dauerhaft unter 25 Tagen. Ursache dafür kann eine Funktionsstörung der Eierstöcke sein oder eine sogenannte »verkürzte Gelbkörperphase« in der zweiten Zyklushälfte. Eine Polymenorrhoe ist häufig auch ein Indiz dafür, dass in einem Zyklus kein Eisprung stattgefunden hat.

Die Polymenorrhoe tritt häufig bei jungen Mädchen oder bei Frauen vor den Wechseljahren auf. Sofern kein Kinderwunsch besteht, ist sie meist harmlos. Allerdings kann die Lebensqualität beeinträchtigt sein und durch den vermehrten Blutverlust kann es zu einem Eisenmangel kommen. Häufig lässt sich mit der Pille eine Zyklusstabilisierung erreichen.

Hypermenorrhoe

Als Hypermenorrhoe bezeichnet man übermäßig starke und lange Regelblutungen (mehr als 80 ml pro Menstruation). In mehr als 80 % der Fälle sind organische Ursachen der Grund: Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut, gutartige Muskelgeschwulste in der Gebärmutter, Endometriose, Polypen oder – zum Glück sehr viel seltener – bösartige Veränderungen in der Gebärmutter. Weniger häufig sind Hormonstörungen.

Die Hypermenorrhoe führt aufgrund des Blutverlustes zu Eisenmangel und zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität. Die Klärung der Ursache erfolgt meist über eine gynäkologische Untersuchung und Ultraschall. Hat man eine Hormonstörung im Verdacht, erfolgt eine Hormonuntersuchung. Die Behandlung der Hypermenorrhoe hängt von den Ursachen ab. Organische Veränderungen können mit einer Operation oder medikamentös behoben werden. Liegt keine organische Ursache vor, kann eine hormonelle Behandlung (Progesteron zur Stabilisierung der zweiten Zyklushälfte oder die Pille) gute Erfolge bringen.

PCO-Syndrom – ein Symptomkomplex

Beim sogenannten PCO-Syndrom handelt es sich um eine Beschreibung verschiedener Symptome, also um einen Symptomkomplex. Man geht davon aus, dass etwa 5 bis 10 % aller Frauen vom PCO-Syndrom betroffen sind.

Die Hauptmerkmale des PCO-Syndroms sind:

  • Erhöhte männliche Geschlechtshormone im Blut. Symptome dafür sind Akne, fettige Haut, vermehrte Körperbehaarung, Haarausfall am Kopf
  • Unregelmäßige Eisprünge und damit einhergehend Zyklusstörungen in Form von ausbleibenden oder unregelmäßigen Regelblutungen
  • Polyzystische Eierstöcke, d. h. viele kleine Zysten im Bereich der Eierstöcke. Diese Zysten sind gutartig und müssen nicht operiert werden.

Häufig ist auch Übergewicht (Adipositas) zu beobachten. Oft kommt es zu einer Insulinresistenz, was das Risiko für einen Diabetes erhöht. Langfristig kann das PCO-Syndrom auch zu Arterienverkalkung und Bluthochdruck führen.

Erfahren Sie mehr über das PCO-Syndrom, die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten unter »Das PCO-Syndrom – ein Symptomkomplex«.

Wechseljahre und mögliche Symptome

Bereits ab etwa Mitte vierzig ist der Geschlechtshormonspiegel bei Frauen so weit gesunken, dass die Phase der Wechseljahre, das sogenannte Klimakterium, beginnt. Frauen fühlen sich zwar noch nicht alt, entwickeln aber diverse Symptome, die auf den Hormonmangel zurückzuführen sind.

Bei der Menopause handelt es sich um eine natürliche, physiologische Veränderung, die jede Frau früher oder später erfährt. Viele Frauen zeigen in der Phase des »Wechsels« keinerlei Symptome, bei anderen werden die Beschwerden jedoch so einschneidend und schwerwiegend, dass sie kaum erträglich sind. Dann ist eine ärztliche Intervention notwendig. Die medikamentöse Behandlung folgt bestimmten ärztlichen Richtlinien: Eine Hormontherapie (HRT) soll einerseits kurzfristig die Symptome im Zusammenhang mit den Wechseljahren lindern, andererseits langfristig bestimmten Erkrankungen vorbeugen, also präventiv wirken.

Wir informieren Sie ausführlich über die Wechseljahre unter »Wechseljahre der Frau – Menopause und Klimakterium«.

In unserer Praxisklinik werden sämtliche infrage kommenden Hormonstörungen mittels einer Blutuntersuchung im eigenen, zertifizierten und extern qualitätsgeprüften Labor diagnostiziert.

Das AGS-Syndrom

Das adrenogenitale Syndrom (AGS) ist ein erblich bedingter, hormoneller Symptomkomplex, bei dem sowohl die Nebennieren als auch die Geschlechtsorgane betroffen sind. Es gibt verschiedene Formen des AGS, die sich in ihrer Schwere unterscheiden: Beim stark ausgeprägten »klassischen« AGS kommt es bereits beim Ungeborenen zu schweren Entgleisungen der Nebennierenrindenhormone und zur Vermännlichung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. Diese Störung wird allerdings spätestens bei der Geburt diagnostiziert und therapiert. Sie spielt bei der vorgeburtlichen Diagnostik eine große Rolle, sofern in einer Familie das AGS bereits vorkommt oder wenn die Eltern Träger der AGS-Erbanlage sind. Ist dies der Fall, kann bereits die werdende Mutter frühzeitig behandelt werden.

Das »nicht-klassische«, sogenannte late-onset-AGS zeigt sich oft erst in der Zeit der Pubertät und im Erwachsenenalter, es kann aber auch gänzlich symptomlos bleiben.

Erfahren Sie mehr über das AGS-Syndrom, die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten unter »Das AGS-Syndrom«.

Das prämenstruelle Syndrom (PMS)

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist ein Symptomkomplex, der vier bis 14 Tage vor der Periode auftreten kann. Die Beschwerden reichen von Spannungsgefühl in den Brüsten, Völlegefühl, Kopfschmerzen, Akne, fettiger Haut und fettigen Haaren über Gewichtszunahme und Wassereinlagerung bis hin zu Stimmungslabilität, depressiver Verstimmung, Reizbarkeit und Antriebslosigkeit.

Betroffen sind 30 bis 70 % aller Frauen im gebärfähigen Alter. Die Ursachen für das PMS sind noch nicht abschließend geklärt. Man ist sich aber einig, dass sie in einem hormonellen Ungleichgewicht zu suchen sind. Das PMS tritt häufiger während Zyklen mit einem Eisprung auf. Eine Behandlung des PMS ist immer dann erforderlich, wenn das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt wird.

Die Therapie erfolgt nach einer genauen Anamnese überwiegend hormonell, z. B. indem man das hormonelle Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron beseitigt. Dafür haben sich natürliche Progesteron-Kapseln als sehr hilfreich erwiesen. Oftmals lassen sich auch mit kleinen Änderungen der Lebensgewohnheiten gute Erfolge erzielen; dazu gehören das Einschränken des Kaffeekonsums, die Gewichtskontrolle und eine ausgewogene Ernährung. Auch Sport sowie Entspannungsübungen verbessern das Allgemeinbefinden und können die Therapie positiv unterstützen. Ein intaktes Sexualleben wirkt sich sehr positiv aus. In weniger schwach ausgeprägten Fällen haben sich auch pflanzliche Präparate (z. B. aus Mönchspfeffer) bewährt.

Gelbkörperschwäche und die Rolle des Progesterons

Der Gelbkörper entsteht nach dem Eisprung aus dem Follikel. Er produziert kleine Mengen an Östrogen und vor allem Progesteron, das Gelbkörperhormon. Unter der Wirkung des Progesterons bereitet sich die Gebärmutterschleimhaut auf eine Einnistung der befruchteten Eizelle vor.

Eine Gelbkörperschwäche kann der Grund dafür sein, dass eine Frau nicht schwanger wird oder gehäuft frühe Fehlgeburten (Frühaborte) erleidet. Ein verkürzter Zyklus kann ein Hinweis auf eine Gelbkörperschwäche sein. Die Therapie besteht meist in der Gabe von natürlichen Gelbkörperhormonen, die den Mangel ausgleichen, und ist vor allem bei Kinderwunsch wichtig. Das Hormon wird am besten als Gel oder Kapsel über die Vagina aufgenommen. Progesteron spielt auch bei Wechseljahresbeschwerden eine zentrale Rolle.

Libidostörungen – die verminderte Lust auf Sex

Libidostörungen bei Frauen – d. h. verminderte Lust auf Sex – können viele Gründe haben. Einer davon kann ein Testosteronmangel sein, wie er insbesondere bei Frauen auftritt, deren Eierstöcke operativ entfernt oder durch eine Strahlen- oder Chemotherapie geschädigt wurden. Durch die Ergänzung von Testosteron, meist über ein Pflaster oder Gel, kann der Spiegel relativ leicht ausgeglichen werden.

Eine weitere Ursache für Libidostörungen bei Frauen ist die Einnahme der Antibaby-Pille, die ebenfalls zu einem Absenken des Testosteronspiegels führt. Bei vielen Frauen schwankt die Libido auch im Rahmen des natürlichen Zyklus. Nach der Menstruation ist das Lustempfinden oft sehr gering ausgeprägt und steigert sich dann zum Eisprung hin. Die Libido kann vor der Menstruation sehr stark sein, was damit zusammenhängt, dass die Geschlechtsorgane sehr gut durchblutet sind.

Häufig vermindern auch Stress oder Probleme in der Partnerschaft die Libido. Eine Änderung des Lebensstils, z. B. mit mehr Ruhe und Auszeiten, kann hilfreich sein. Bei Partnerkonflikten kann sich eine Paartherapie oder anderweitige psychologische Hilfe positiv auswirken.

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